Update 27.03.2016 - Nachricht von Odry
Hallo liebe Leute von Patras,
da ich nicht mit ins Bett darf und auch nicht aufs Sofa, habe ich mein eigenes Sofa bekommen. Da liegt jetzt die ganze Familie mit mir und verbringt ihren Tag. Haben die keine Arbeit? Vor allem hätten sie mich dann gleich auf ihr Sofa lassen können. Voll unlogisch.
Es ist Frühling. Ich bin definitiv ein „draußen Kind“ und liebe den großen Garten. Da es den Leuten hier inzwischen zu doof ist, mich alle fünf Minuten rauszulassen, reinzulassen, rauszulassen, reinzulassen, bekomme ich jetzt meine eigene kleine Haustür. Dafür wird die Küchentür zersägt und eine Klappe eingebaut. Cool. Damit bin ich unabhängig und kann immer rein und raus, rein und raus, rein und so weiter.
Thomas sagte neulich etwas total Schönes. Ich sei die Reinform der Unschuld. Wow! Dabei mach ich so viel Quatsch. Er sagt, dass auch die Menschen unschuldig geboren werden und mit dem natürlichen Drang zu lieben. Während die meisten Menschen das verlieren, bleiben Hunde immer rein in ihren Herzen, immer treu.
Das spüre ich auch in mir. Dazu bin ich hier. Das ist mein Auftrag – meine Familie zu lieben. Das ist unerschütterlich. Und wenn ich etwas größer bin werde ich sie beschützen; Vor Einbrecher, Räuber, Hunden, Wölfen, Braunbären und so weiter.
Kann man Liebe kontrollieren? Ich jedenfalls nicht. Ich war neulich das erste Mal alleine. Emy war in der Schule, Mira unterwegs und Thomas musste zu einem Termin. Der dauerte, wie er sagte, 30 Minuten. Als er wieder kam und ich ihn dann durch das Fenster sah, bin ich komplett durchgedreht. Mir geht dann nicht nur das Herz auf. Ich piesel vor Glück und Liebe dann auch sofort auf den Teppich. [Das muss ich noch in den Griff bekommen]
Was sind 30 Minuten? Ich weiß es nicht. Ich dachte jedenfalls, die kommen nie wieder und ich wäre für immer allein. Aber jetzt ist alles gut. Und zu Terminen komme ich ab jetzt mit.
Obwohl ich so klein bin, kann ich essen wie ein ausgewachsener Dobermann. Egal was auf den Teller kommt – ich putze es weg. Hab auch eine klasse Verstoffwechselung.
Hier im Haus sind alle Vegetarier. Ich selber stehe auch auf Tomaten, Erdbeeren, Karotten und allerlei Gemüse. Am liebsten mag ich Aubergine.
Damit ich nicht aus Versehen etwas Falsches bekomme, wurde jetzt eine Ernährungsberaterin für Hunde konsultiert. Schick, gell? So haben wir zum Beispiel gelernt, dass Hunde gar keine Fleischfresser sind. Das kam bei den Veggis hier wirklich gut an. Allerdings sind wir Beutetierfresser. Also, Insekten, Würmer, Mäuse, Nager und so weiter. Kam dann nicht so gut an. Jedenfalls gibt es spezielle Nahrung, die genau darauf abgestellt ist.
Habe heute wieder ein paar neue Wörter kennengelernt: Reaktanz. Das ist eine komplexe Abwehrreaktion gegen innere oder äußere Einschränkungen. Wird oft durch psychischen Druck ausgelöst und ähnelt der Trotzreaktion. Oder das hier: Compliance - ist der Oberbegriff für kooperatives Verhalten eines Patienten im Rahmen der Therapie. Also, Zusammenarbeit. Darin bin ich bereits Profi. Ich arbeite mit allen hier zusammen.
Ich bin glücklich!
Eure Odry
Freitag, 25. März 2016
Update 19.03.2016 - Nachricht von Odry
Hallo liebe Leute von Patras,
seit zwei Wochen schon lebe, wohne, spiele und träume ich mit meiner Familie zusammen. Es ist so fein hier. Jeden Tag passieren so schöne und tolle Ereignisse in meinem Leben. Ich genieße noch vollen Welpenstatus und darf richtig viel Quatsch machen. Die Besuche sind schon weniger geworden. Aber es gibt ein paar Konstanten. Zum Beispiel mittwochs; Da kommt Frau Müller immer um 15:00 zum Kaffee. Frau Müller ist der Mensch von Jacky, dem Nachbarshund. Frau Müller mag ich. Die nimmt mich auf ihren Schoß und krault mich 90 Minuten lang. Um 13:30 kommt UPS, 14:00 die Briefträgerin, gegen 16:00 DHL. Die verschiedenen Lieferanten haben mich bisher nicht ernst genommen. Ich werde Thomas mal bitten, eines von diesen Warnschildern (Achtung! Hier wache ich) am Zaun anzubringen. Vielleicht tut es für die Patrouliengänge auch ein fettes Halsband mit Nieten.
Gestern musste ich ein bisschen pupsen. Ich schlief im Büro in meinem Körbchen, als Thomas plötzlich vom Stuhl rutschte. Zum Glück kam er durch die Fallbewegung zu sich, bevor er mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug (ähnlich wie bei Inception). Sein Blick war das Beste. Den Rest des Tages stand mein Körbchen dann im Flur. Thomas fragte, wie es möglich ist, dass aus so einem winzigen Körper ein solch infernaler Gestank kommen kann. Also ich weiß das auch nicht.
Heute habe ich fachmännisch ein Päckchen Tempotaschentücher zerlegt. Es ist tatsächlich möglich, mit nur 10 Taschentücher eine Bodenfläche von 30 Quadratmeter partiell zu bedecken. Als Thomas dann fragte, was das soll, hatte ich plötzlich eine „retrograde Amnesie“. Das ist eine spezielle Form der Amnesie, bei der man nicht mehr in der Lage ist, sich an Geschehnisse vor einem bestimmten Ereignis zu erinnern.
Zum Glück konnte Thomas sich erinnern wo der Staubsauger steht ….
Ein Sprichwort sagt, einem Hund kann man niemals zuviel Liebe geben und ihn auch nicht zu sehr verwöhnen.
Eure Odry
Freitag, 04. März 2016
Update 08.03.2016 - Nachricht von Odry:
Hallo liebe Leute von Patras,
Ihr wolltet ja ein Update zum Verbleib der kleinen Odry. Da von meiner Famile es keiner auf die Reihe bekommt, mal ein paar Zeilen zu schreiben, nehme ich das jetzt selbst in die Pfote.
Inzwischen bin ich eine Woche bei meiner Familie. Und es war ein Glückstreffer – für die Leute. Denn was ich so höre von morgens bis abends, bin ich der wundervollste, liebste und liebenswerteste Hund der Welt. Ich werde auch Prinzessin und Schönheit gerufen. Ist das nicht toll?
Meine Familie besteht aus Moni, die zugleich Menschenmama und Hundemama ist. Aus Thomas, der viel arbeitet und viel zu streng mit mir ist. Und aus Emy, einen wunderbaren Goldmenschen. Sie ist ja selber nicht viel Größer als ich. Jedenfalls ist sie genau so verpsielt wie ich. Und wir toben und tollen und flitzen den ganzen Tag durch die Bude und den Garten. Oh, wie ich sie liebe. Die erste Nacht war ein doller Sturm über der Stadt. Da hat Emy mich mit in ihr Bett genommen. Sie sagt, damit ich nicht so viel Angst habe. Lol, ich glaube eher, das Emy Angst hatte. Jedenfalls ist es wunderschön bei ihr im Bett, so flauschig und kuschelig. Als sie sich ausversehen aufgedeckt hatte, habe ich mich an ihren Rücken gelegt und sie gewärmt. Doof ist nur, das Thomas das nicht will. Wegen Bakterien, Schmutz und so weiter. Was auch immer das sind, Bakterien. Ach so, ich hatte vergessen, Sabrina zu erwähnen. Die gehört auch zu meiner Familie. Sehe ich aber so gut wie nie. Eigentlich sieht die kaum jemand. Sie hat angeblich irgendeinen akuten Defekt – Pubertät oder so was. Ich habe schon alle Nachbarn kennen gelernt. Die kamen in Scharen hier vorbei. Unser Haus war für ein paar Tage so was wie Bethlehems Stall.
Ich lerne langsam die Sprache meiner Familie. Emy hat mir tolle Wörter beigebracht, „komm, fang, hier, für dich!“ Thomas sagt immer, „nein, nicht, lass das ….!“ Ich habe die schönsten Spielsachen bekommen. Stofftiere, Gesundheitsknochen, pädagogische Bälle und viele andere bunte Sachen. Dabei spiele ich am liebsten mit den Schuhen und Socken von den Leutet hier. Es ist einfach herrlich. Das Allerbeste muss ich noch erzählen. Thomas sagt, ich sei ein richtiger Therapiehund. Heute hatte er einen kleinen Patienten, einen elfjährigen Buben, der immer traurig ist und nicht mehr leben möchte. Bei der Behandlung durfte ich dabei sein und dem Kind viel von meiner Energie geben und ihm richtig Mut machen. Ist das nicht toll?Jetzt bin ich ein bisschen Müde vom Schreiben. Ich wollte mich noch bei allen lieben Menschen von Patras dafür bedanken, was Ihr für mich getan habt. Und auch dafür, dass Ihr mich in eine so tolle und liebe Familie vermittelt habt. Ihr hört bald wieder von mir.
Eure Odry
Freitag, 26. Februar 2016
WAS BISHER GESCHAH:
Da die Hundekinder mutterseelenalleine dort waren, sorgten die Tierschützer zunächst einmal dafür, dass sie Futter sowie Wasser bekamen und bauten auch eine kleine Hütte als Unterschlupf. Dies war natürlich keine Lösung, aber es gelang unserer Maria glücklicherweise eine Pflegestelle zu finden, die die 10 Mäuse aufgenommen hat. Dort werden sie nun bis zu ihrer Ausreise betreut, leben mit mehreren anderen Hunden zusammen und sind eine quicklebendige Rasselbande. Zur ausgewachsenen Größe der Meute können wir keinerlei Angaben machen, da wir die Eltern nicht kennen. Auf jeden Fall werden aber auch diese Hundekinder bei liebevoller und konsequenter Erziehung tolle Begleiter. Mit Kindern, Hunden und/oder Katzen im neuen Zuhause werden sie sich blitzschnell anfreunden. Noch sind unsere 10 zu jung, um zu ihren Menschen fliegen zu können. Trotzdem suchen wir heute schon Familien, die im Februar einem der Fellknäule ein Zuhause schenken möchte. Wie alle Hunde sind auch diese 10 geimpft, gechipt und entwurmt. Außerdem bringt jeder seinen eigenen EU-Heimtierausweis mit.